Auch meine Wenigkeit isst gerne Süßes. Etwas mehr Bedacht beim Konsum von Zucker und eine gesunde Portion Bewegung können aber auf keinen Fall schaden. Weniger Zucker bei Kindern und Jugendlichen ist besonders heutzutage ein wichtiges Thema geworden.
Dinge wie Smartphones oder Spielkonsolen waren zur Jugendzeit des Autors Fremdwörter, und Freizeit fand größtenteils im Freien statt. Heute bilden zuviele Fertigprodukte, Süßigkeiten oder Fast Food und fehlende Bewegung einen fatalen Mix: Immer mehr Kinder in den heimischen Schulklassen sind anfällig für Übergewicht oder auch Adipositas.
Je früher wir auf gesunde Ernährung achten – das ganze Jahr durch und im Idealfall von Kindesbeinen an – desto länger erhalten wir unsere Lebensqualität. Eine gewisse Menge Zucker – wie er in natürlicher Form in den meisten Lebensmitteln vorkommt – ist für unseren Körper wichtig. „Zucker, wie ihn unser Körper braucht, ist in verschiedenen Lebensmitteln enthalten. Durch Essen wir Brot oder Nudeln, nehmen wir ebenso Zucker zu uns. Eine andere Art der Verpackung ist Obst“, meint Frau Priv.-Doz. Dr. Sabine Scholl-Bürgi, Oberärztin an der Innsbrucker Kinderklinik auf die Frage, in welcher Form wir Zucker in gesunder Weise zu uns nehmen können.
Weniger Zucker bei Kindern: konsumieren junge Österreicher zu viel davon?
Werbung und Lebensmittelindustrie verkaufen uns Dinge als attraktiv oder „gut für die Seele“ und Kinder werden natürlich dadurch angelockt. Erfrischungsgetränke, Pommes und Ketchup, ein Schokocroissant zum Frühstuck oder gar die Snacks für die Zugfahrt zwischen Schule und Zuhause – all das steht bei vielen Kindern auf der Tagesordnung. Doch diese Produkte enthalten eine große Menge an industriellem Zucker. Daher ist es so wichtig, auf die Dosis aufzupassen. Die Currywurst aus der Kantine und der Burger aus dem Fast-Food-Laden sollten nur in Maßen verzehrt werden, genauso wie andere Lebensmittel, die zwar unschuldig aussehen, aber im Übermaß schädlich werden können (wie etwa Marmelade, Müsliriegel, Fruchtjoghurt oder sogar salzige Knabbereien).
Wer in jungen Jahren einen vernünftigen Umgang mit Nahrungsmitteln lernt, profitiert für sein ganzes Leben. Dafür sind in erster Linie Eltern, aber auch weitere Erzieher (wie z.B. in den Schulen) verantwortlich. Ein Pausenbrot mit etwas Butter ist relativ schnell geschmiert, dazu Apfel oder Banane und eine Flasche frisches Leitungswasser – nicht die überzuckerte Variante mit Fruchtgeschmack aus dem Supermarkt. Fertig ist die gesunde Jause! Es ist nicht nur gesünder, sondern auf Dauer auch viel günstiger.
Ganz ohne muss es ja auch nicht sein. Wer trotzdem nicht komplett auf Süßes verzichten möchte, kann ja mal dieses Rezept ausprobieren. Auf dieser Seite gibt es viele weitere gesunde Rezeptideen.
„Schau, dass du immer genug Salz, Mehl und Zucker eingelagert hast“, hat der Opa des Autors ihm bei jedem Besuch ans Herz gelegt. Der alte Herr machte beide Weltkriege mit. Mehl wurde aus dem eigenen Getreide selbst gemahlen, Salz und Zucker mussten teuer gekauft werden. Als Bergbauer „verbrannte“ er zeitlebens außerdem jede Menge Kalorien. Im Vergleich dazu verbringen wir heute sehr viel Zeit im Sitzen. Das hat auch eine Auswirkung auf Kinder, denn sie machen all das, was sie beobachten, nach und werden dadurch bequemer.
Der Körper verwandelt Zucker in Energie
„Zum Erledigen der vielen täglichen Aufgaben während eines menschlichen Lebens braucht unser Organismus Energie in Form von ATP“, erklärt Dr. Scholl-Bürgi. „Hergestellt wird dieses ATP in den Mitochondrien (das sind die Kraftwerke unserer 100 Billionen Körperzellen). Den Rohstoff für die Energiegewinnung bekommen diese Kraftwerke mehrmals täglich.“
Nach der Nahrungsaufnahme werden alle Nährstoffe aufgespalten und Traubenzucker („Glukose“) produziert. „In guten Zeiten wird dieser Traubenzucker in den Zelldepots rund um Bauch und Magen eingelagert. In schlechten Zeiten wird damit die Energiegewinnung angeworfen. Gehen die Zuckermoleküle zur Neige, werden die körpereigenen Fettreserven für die Zuckerproduktion angezapft.“ Diese Arbeit macht unser Körper übrigens 24 Stunden ununterbrochen. „Ohne gewerkschaftlich verordnete Ruhezeit und bis zum letzten Atemzug“, so die Oberärztin an der Innsbrucker Unversitätsklinik für Pädiatrie weiter.
Gesunde Ernährung: Mehr als eine Modeerscheinung
„Wer sich selbst mal ein Müsli aus Haferflocken, Nüssen, Obst und Joghurt zubereitet hat, erkennt den geschmacklichen Unterschied“, so Scholl-Bürgi, „aber auch das Müsli aus dem 750-Gramm-Karton lässt sich verfeinern.“ Zudem bieten frisch ausgepresste, ungezuckerte Säfte aus Orangen, Äpfeln oder Karotten ein fantastisches Geschmackserlebnis.
Mehr Bewegung für Kinder und Jugendliche … aber auch für Erwachsene
Vor wenigen Monaten konnten wir den weihnachtlichen Süßigkeiten kaum widerstehen. Jetzt naht Ostern mit großen Schritten und allerhand Köstlichkeiten. Weit weniger Freude als wir selbst hat unser Körper damit. Eine Invasion von Kalorien und Zucker bedeutet jede Menge Arbeit.
Die perfekte Kombination besteht für die Medizinerin aus ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung. Das haben wir bestimmt alle mindestens einmal gehört, dennoch ist es erstaunlich, wie viele es trotzdem nicht umsetzen. Gesellschaftliche Ächtung (Stichwort Mobbing) und ein vermindertes Selbstwertgefühl stehen an der Tagesordnung, denn die Werbung vermittelt mit teils spindeldürren Models ein Idealbild des Menschen der Gegenwart. Bewusste Ernährung und die tägliche Turnstunde an allen österreichischen Schulen wären richtungsweisende Schritte.
Kinder und Jugendliche sollten eben von uns Erwachsenen lernen, dass man auch Spaß haben kann, wenn man einmal das Smartphone daheim lässt und dafür den Tag auf den Bergen oder im Wald verbringt. Es liegt an uns, ein gutes Vorbild zu werden.
Vielen Dank an Frau Priv.-Doz. Dr. Sabine Scholl-Bürgi für die hilfreichen Informationen.
Präziser als der Mensch
An der Orthopädie der Klinik Innsbruck werden seit Kurzem Knie- und Hüftprothesen mittels OP-Roboter eingesetzt. Eine Methode, die es so in Österreich bisher noch nicht gab. Wenn ein Knie- oder Hüftgelenk (meist durch Arthrose) zu stark abgenutzt ist, dann muss es durch ein künstliches Implantat ersetzt werden. Die Operation an sich ist jahrelange Routine und weit über 80 Prozent der Patienten sind hochzufrieden. „Wir wollen uns damit aber nicht zufrieden geben“, erklärt Martin Thaler, Leiter des Endoprothesenzentrums an der Orthopädie in Innsbruck. „Wir wollen auch die letzten 20 Prozent unserer Patientinnen und Patienten zufriedenstellen und dabei bekommen wir von unserem neuen Roboter Unterstützung.“ Arbeiten im Millimeterbereich Bei der Endoprothetik, also dem Ersatz von geschädigten Körperteilen durch Implantate, sind vor allem zwei Dinge wichtig für den Erfolg der Operation, erklärt Michael Nogler, Professor für Experimentelle Orthopädie: „Wie genau entferne ich den beschädigten Körperteil, in diesem Fall das Kniegelenk und wie genau sitzt das neue künstliche Gelenk?“ Alte, geschädigte Gelenke werden mittels Fräse oder Säge entfernt, wobei hier im Millimeterbereich gearbeitet wird. Genau dabei hilft der neue Roboter. Er kann exakt die richtige Menge Knochenmaterial an der richtigen Stelle abtragen. Markierungen am Bein helfen dem Roboterarm mittels Kameras bei der Navigation. „Der Roboter führt meine Hand“, erklärt Oberarzt Michael Liebensteiner, „aber er sägt nur, wenn ich den Auslöser betätige. Ich habe also die volle Kontrolle, aber der Roboter führt mich an die richtige Stelle und gemeinsam schaffen wir ein präzises Arbeiten unterhalb der Millimeterschwelle.“ Mit Hilfe seiner Kameras kann er dann außerdem den präzisen Sitz der Prothese überprüfen. Die Einsatzgebiete des Roboters sind künstliche Knie- und Hüftendoprothesen, wobei er in Zukunft regelmäßig als „Kollege“ im OP dabei sein wird. „Eine Prothese muss große Belastungen aushalten und je genauer sie individuell angepasst ist, desto weniger Schmerzen versursacht sie und der Verschleiß ist noch dazu geringer. Hier erwarten wir, dass die Patientinnen und Patienten schneller nach Hause gehen können und ein besseres Langzeitüberleben des Gelenks. Genau diese letzten Prozent Präzision wollen wir mit unserem Roboter erreichen“, so Martin Krismer abschließend. Text: Johannes Schwamberger Bilder: Univ.-Klinik für Orthopädie (Titelbild), Gerhard Berger
Endometriose – wenn die Regel zur Qual wird
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die etwa 10% der Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Seit Schauspielerin Lena Dunham ihren Endometriose-Leidensweg öffentlich gemacht hat, ist die Erkrankung zwar bekannter. Dennoch dauert es bis zur Diagnose mitunter lange. Jede zweite Frau kennt Regelschmerzen. Doch manchmal sind diese so stark, dass sogar ein Transport ins Krankenhaus nötig ist. Häufig ist die Ursache für die unerträglichen Krämpfe Endometriose. Die chronische Erkrankung betrifft jede zehnte Frau. Bei Frauen, die extreme Regelschmerzen und einen unerfüllten Kinderwunsch haben, ist es jede zweite. [caption id="attachment_2045" align="alignright" width="214"] Beata Seeber, stv. Direktorin der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin in Innsbruck.[/caption] Bei Endometriose siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut an Stellen, wo sie nicht hingehören – etwa an die Beckenwand oder die Eierstöcke. Dort beginnen sie zu wuchern und Zysten zu bilden. Die Folgen reichen von extremen Regelschmerzen bis hin zu Schwierigkeiten schwanger zu werden. Gute Behandlungsmöglichkeiten Dabei stehen viele Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl: hormonelle oder Schmerztherapie etwa, aber auch unterschiedliche operative Eingriffe. Eine zusätzliche Ernährungsumstellung, psychologische Unterstützung und Physiotherapie können die Lebensqualität der Patientinnen stark verbessern. Im Endometriosezentrum an der Innsbrucker Klinik arbeiten deshalb MedizinerInnen aus unterschiedlichen Bereichen, PsychotherapeutInnen und DiätologInnen eng zusammen. „Diese Interdisziplinarität ist unsere große Stärke“, erklärt die Leiterin des Zentrums Beata Seeber, stv. Direktorin der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. „Es gibt uns die Möglichkeit, für jede unserer Patientinnen ein individuelles Behandlungskonzept zu erstellen.“ [caption id="attachment_2050" align="alignleft" width="217"] Siegfried Fessler, Oberarzt an der Univ.-Klinik für Gynäkologie in Innsbruck.[/caption] Bei einer Operation werden Endometriosezysten und -herde entfernt sowie Verwachsungen gelöst. Gleichzeitig kann die Eileiterdurchgängigkeit überprüft werden. Angst vor großen Narben müssen Patientinnen, die operiert werden, nicht haben. „Wir können diesen Eingriff minimalinvasiv, also mittels Schlüssellochchirurgie vornehmen“, beruhigt Siegfried Fessler, Oberarzt an der Univ.-Klinik für Gynäkologie. „Zum einen ist diese Operation oft nötig, um die Diagnose Endometriose zu bestätigen. Zum anderen können wir das Problem in 90 Prozent der Fälle bereits im Rahmen dieser Operation lösen.“ Nur in ca. zehn Prozent der Fälle ist ein zweiter Eingriff notwendig. „Unser Ziel ist aber immer, der Patientin die Schmerzen zu nehmen und wenn nötig eine Schwangerschaft zu ermöglichen“, so Fessler abschließend.
Wenn das Aufschieben zur Regel wird
Prokrastination – das bedeutet, unangenehme Aufgaben immer weiter zu verschieben, bis ernsthafte Konsequenzen erfolgen. Eine Störung, die die Betroffenen leiden lässt – doch bis heute nicht als Krankheit gilt. Die gute Nachricht vorweg: Etwa 80% der Menschen schieben unangenehme Aufgaben regelmäßig vor sich hin. Das kann das Lernen auf eine Prüfung sein, die Steuererklärung oder das Entrümpeln des Dachbodens. Wer jedoch bis zur letzten Konsequenz aufschiebt, seine Ausbildung abbricht oder gar den Job verliert, sollte sich dringend professionelle Hilfe suchen. „Prokrastination hat nichts mit Faulheit oder Willensschwäche zu tun – es handelt sich dabei viel mehr um ein ernsthaftes Problem der Selbststeuerung“, erklärt Natalie Prantl-Salchner, Coach bei `mcb Coaching und Beratung. Um diese Störung in den Griff zu bekommen, gibt es im Rahmen einer Therapie eine Fülle von Möglichkeiten. Schritt für Schritt „Zuerst erarbeiten wir realistische Zielsetzungen. Dabei wird der Fokus vom Idealen auf das Machbare gelegt. Das bringt große Erleichterung für unsere Klientinnen und Klienten“, so Prantl-Salchner. Schnelle Verhaltensänderungen sind dabei wenig sinnvoll, vielmehr wird Schritt für Schritt die Routine geändert. „Am Anfang werden die einfachsten Aufgaben erledigt. Das wirkt motivierend“, so die Therapeutin, „dann wird protokolliert, wie lange unangenehme Aufgaben wirklich dauern. Hier ist die Wahrnehmung nämlich häufig verzerrt.“ In einem weiteren Schritt werden Ablenkungsquellen identifiziert. Das Internet ist oft der Hauptübeltäter – wer dazu neigt, häufig seine sozialen Netzwerke zu checken, sollte sich Offline-Zeiten verordnen. Neue Medien haben einen ähnlichen Effekt auf das Gehirn wie Drogen – jedes Like auf Facebook, jedes Herzchen auf Instagram, jede neue Nachricht auf Whatsapp setzt im Gehirn Dopamin frei und erzeugt somit ein Glücksgefühl. Um ein ähnliches Glücksgefühl für alltägliche Aufgaben zu erhalten, muss eine höhere Anstrengung unternommen werden. Biorhythmus beachten Sich ein Zeitlimit zu setzen und zu versuchen, nicht allzu perfektionistisch zu sein, ist ein weiteres Mittel, sich aus der Prokrastinationsspirale zu befreien. Wer lange für eine Aufgabe Zeit hat, braucht dafür häufig auch lange – gerade Perfektionisten neigen dazu, sich dann zu verzetteln. Drin Natalie Prantl-SalchnerCoach in der Abteilung Coaching und Beratung ´mcb der tirol kliniken Auch der eigene Bio-Rhythmus spielt eine große Rolle – den gilt es, genau zu kennen. Prantl-Salcher rät: „Es ist sinnvoll, wichtige Aufgaben in den persönlichen Leistungsphasen zu erledigen. Ein Langschläfer wird frühmorgens noch größere Probleme haben, nicht aufzuschieben.“ Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Das Aufschieben ist gut behandelbar, oft reichen nur wenige Therapiesitzungen aus, um die Störung zu beseitigen. „Prokrastination ist erlerntes Verhalten. Das bedeutet, man kann es auch wieder verlernen“, macht Prantl-Salchner den Betroffenen Mut. Die Abteilung Coaching & Beratung ´mcb unterstützt die Mitarbeiter der Tirol Klinken GmbH unabhängig von Hierarchie und Funktionsebene in beruflichen und persönlich/familiären Problemstellungen durch individuelles Coaching, Individualtraining und Beratung.
Die Brücke zwischen Krankenhaus und zuhause
Eine Erkrankung, ein Unfall oder höheres Alter können dazu führen, dass Patienten zu Hause Pflege oder Betreuung benötigen. Das private Umfeld ist in so einer Situation stark gefordert, denn viele Betroffene sind dabei auf ihre Familie angewiesen. In den tirol kliniken bieten das Entlassungsmanagement Pflege (EMP), aber auch die Schulung „Familiäre Pflege“ spezielle Beratung und Tipps für Angehörige. Michaela Brunner und Margarethe Rüf vom EMP an der Klinik Innsbruck erzählen von ihrem Alltag. Das Entlassungsmanagement Pflege Die speziell ausgebildeten Pflegemitarbeiter planen und koordinieren die Entlassung. „Wir kümmern uns um die Versorgung zu Hause. Das reicht von kostenloser Beratung zu Pflege- und Betreuungsmöglichkeiten über die Organisation von mobilen Pflegediensten oder -hilfsmitteln und weiteren Angeboten wie Hausnotruf und Essen auf Rädern bis hin zur Koordination z. B von mobiler Hospizbetreuung,“ sagt Michaela Brunner. Um ein bedarfsgerechtes Entlassungsmanagement umzusetzen, sind viele Informationen und meist mehrere Besuche beim Patienten nötig. „Mit diesem Angebot möchten wir die Betroffenen und ihre Angehörigen optimal auf die Pflegesituation zuhause vorbereiten.“ Voraussetzung ist die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen auf der Station und in anderen Bereichen wie der Sozialarbeit, dem Palliativ Konsiliardienst, den Memory Nurses oder den Diätologen und Physiotherapeuten. Wichtig ist auch der Informationsaustausch zwischen Krankenhaus und extramuralen Einrichtungen oder Diensten. Nur so kann ein fließender Übergang ohne Versorgungslücke entstehen. „Wir beraten aber nicht nur die Angehörigen, sondern schulen auch unsere Kollegen aus der Pflege bei speziellen Fragestellungen“, so Brunner. Das Zuhause sicher und angenehm gestalten „Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich selbstständig zu Hause leben. Daher geben wir auch gerne Tipps, um die eigenen vier Wände nach einem Krankenhausaufenthalt angenehm und sicher zu gestalten“, so Margarethe Rüf. Schon kleine Dinge können vor einem Sturz schützen, Unfälle vermeiden oder schlichtweg den Alltag erleichtern. „Stolperfallen reduzieren, um eine barrierefreie Mobilität zu unterstützen. Rutschgefahr vermindern, indem Klebestreifen auf Teppichen oder Stufen angebracht werden. Einrichtungshilfen wie ein Duschsitz oder Badewanneneinstieg, aber auch erhöhte Sitzflächen und Möbel wie das Bett oder ein Waschtisch unterstützen enorm. Das sind nur ein paar Hinweise, die von Angehörigen mitgedacht werden können.“ Schulung „Familiäre Pflege“ Wenn Angehörige die Betreuung und Pflege von pflegebedürftigen Personen zu Hause übernehmen, sollten sie auch gut auf diese herausfordernde Aufgabe vorbereitet werden. Die Schulung „Familiäre Pflege“ ist ein gemeinsames Projekt der Krankenhäuser in Innsbruck, Reutte und Zams und unterstützt Angehörige dabei, diese notwendigen Informationen bereits zeitnah im Krankenhaus zu erhalten. In einer kostenlosen, zweiteiligen Schulung erhalten die Teilnehmer praktische Ratschläge und nützliche Anleitungen. „Wir informieren über sichere Raumgestaltung und Umgebungsanpassung, Hygiene, Körperpflege und Inkontinenz. Ein wichtiger Teil ist auch die Mobilisation und das Thema Sturz. Neben aktiver Hilfestellung für den Alltag gibt es auch umfangreiche Fortbildungsunterlagen“, sagt Margarethe Rüf, die bei den Schulungen als Trainerin unterrichtet. INTEGRI (CompuGroup Medical APA-FotoserviceTesarek) Das Feedback der Teilnehmer ist sehr positiv. Es werden Dinge angesprochen, die häufig tabu sind, wie z. B. die Körperpflege. Der Austausch untereinander sowie Tipps und Tricks helfen, auch sensible Themen gut in den Griff zu bekommen. Die Einheiten dauern jeweils 2,5 Stunden und starten um 16:00 Uhr. Die Teilnahme ist vorerst für Angehörige von Krankenhauspatienten vorgesehen. Mitte Oktober wurde dieses Projekt mit dem österreichischen „Integri-Preis 2018“ in der Kategorie „Innovative Versorgungsinitiativen“ ausgezeichnet. Wenn sich viele Puzzleteile zu einem Bild zusammenfügen „Unsere Arbeit ist spannend und schön – gerade wenn man sieht, was man mit kleinen Dingen schon bewirken kann. Aber sie ist manchmal auch sehr fordernd. Speziell bei komplexeren Fällen ist es wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen, nicht zu werten und mit viel Empathie auch nicht ausgesprochene Bedürfnisse zu erkennen“, so Michaela Brunner. „Oft ist unsere Arbeit viel mehr als nur die Organisation einer Gehhilfe. Wir nehmen eine vermittelnde Rolle ein, die in viele Richtungen reicht – das verlangt nach Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Als Kienaesthetics-Trainerin mache ich gerne einen Vergleich: Jede menschliche Bewegung braucht ihre Zeit, ihren Raum, ihre Anstrengung. Dasselbe gilt auch bei einem Gespräch, sei es mit dem Patienten und deren Angehörigen, wie auch in unserem Alltag. Informationen, Sichtweisen und Standpunkte werden gesammelt und zu einem Bild zusammengefügt“, erklärt Margarethe Rüf. Quelle Titelbild: Shutterstock
Kleine Handgriffe mit großer Wirkung
Mira strampelt fröhlich vor sich hin. Sie ist aufgeregt – gleich zeigt sie Babsi Kirschner, welche Fortschritte sie seit ihrem letzten Treffen gemacht hat. Mira ist sechs Monate alt, Babsi Kirschner ist Kinderphysiotherapeutin an der Klinik Innsbruck. Seit Miras Geburt arbeiten die beiden an ihrer Bewegungsentwicklung. Während der Therapieeinheit erzählt die Physiotherapeutin von ihrer Arbeit. Warum brauchen Babys Physiotherapie? Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Säuglinge und Kinder bei uns in Behandlung sind. Manchmal entstehen Probleme rund um die Geburt, das können Blutungen während der Schwangerschaft oder eine Frühgeburt sein. Auch das Gewicht ist ein entscheidendes Kriterium für Physiotherapie, denn alle Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1,5 Kilogramm zählen zur Risikogruppe. Wird beim Kind eine Beeinträchtigung festgestellt, kann es sich in der motorischen Entwicklung schwer tun. Gerade diese Babys möchten wir genau beobachten und begleiten. Mira und ich arbeiten an ihrer funktionellen Asymmetrie, die durch ihre Muskelhypotonie verstärkt hervortritt – dafür sehen wir uns alle zwei Wochen. Bei einer Muskelhypotonie fehlt es den Babys an Muskelstärke und -spannung. Das Baby rinnt mir dabei sprichwörtlich durch die Finger. Bei der funktionellen Asymmetrie schaue ich besonders darauf, ob das Kind seine Arme und Beine symmetrisch einsetzen kann oder den Kopf auf beide Seiten gleich weit dreht. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit einer Therapie zu starten? Das lässt sich schwer eingrenzen. Kinder, die einen schwierigen Start haben, werden direkt von der Geburt weg, bereits auf der Intensivstation von uns betreut. Neben den stationären Patienten der Kinderklinik kommen aber auch viele ambulant zu uns. Grundsätzlich lassen wir den Neugeborenen und ihren Eltern ein, zwei Wochen Zeit, um mal zuhause „anzukommen“. Außer sie haben mit der Atmung Probleme, dann starten wir bereits früher, denn Bewegungs- und Atemtherapie gehen Hand in Hand. Asymmetrien sind nicht immer eindeutig erkennbar – gerade wenn es das erste Kind ist, tun sich Eltern schwer, das richtig einzuschätzen. Auffällig wird es meist dann, wenn das Baby z. B. beim Stillen den Kopf nicht auf die andere Seite bewegen kann oder an einer Brust nicht trinkt. Mira ist bereits von der Station weg bei mir in Behandlung. Wie lange dauert die Therapie? Wir in der Physiotherapie begleiten die Kinder meistens bis zum freien Gehen, denn in dieser Zeit tut sich sehr viel in der Entwicklung. Wenn sich das Kind gut entwickelt, legen wir die Therapie großmaschig an. Da reicht es, wenn wir alle vier bis sechs Wochen eine Einheit vorsehen. Die Abschlussuntersuchung machen wir ca. sechs Wochen nach freiem Gehen, so haben die Kinder genug Zeit die neu erlernten Bewegungsabläufe zu festigen. Danach schaut sich ein Arzt das Kind nochmals an und entlässt es aus der Therapie. Auch die Zuweisung erfolgt immer über einen Arzt. Wie läuft eine Therapieeinheit ab? In der Therapie fördern und unterstützen wir die sensomotorische Entwicklung, damit das Kind im Alltag möglichst selbständig sein kann. Die Behandlung erfolgt im Regelfall in Zusammenarbeit mit den Eltern. Beim ersten Treffen gehe ich auf die Eltern ein – haben sie Fragen oder Bedürfnisse, sehen sie ein Problem? Mir ist es wichtig, dass sie sich wohl fühlen und mir vertrauen, denn ohne die Eltern bin ich hilflos. Ich lasse mir ihre Geschichte erzählen: Wie war die Geburt, die erste Zeit? Wie schläft das Baby? Trinkt es ausreichend? Speziell wenn Kinder nicht in der Klinik geboren wurden, sind diese Informationen für mich eine wichtige Grundlage. Ich schaue mir auch an, wie die Eltern mit dem Kind umgehen – wie sie es halten, hinlegen oder ausziehen. Denn bei diesen Kleinigkeiten können sich, gerade wenn eine Asymmetrie vorliegt, ganz leicht unbewusst Fehler einschleichen. Und ich beobachte natürlich auch, wie sich das Baby alleine verhält. Wie liegt es da, ist es unsicher oder unzufrieden? Jedes Kind muss mit seinen speziellen Bedürfnissen, Problemen und Ressourcen gesehen werden. Auf Basis dieser vielen Puzzleteile plane ich eine passende Therapie. Auch die Dauer der Einheit variiert, je nachdem wie gut das Kind mitmacht. Manchmal schläft es ein oder ist hungrig. Da muss man flexibel sein. Nach welchem Konzept wird gearbeitet? Ich arbeite nach Bobath in der Pädiatrie. Dieses Konzept basiert auf neurophysiologischen Grundlagen, ist auf motorisches Lernen aufgebaut und bezieht das gesamte Umfeld, also die Familie und das Setting zuhause mit ein. Bei Bobath geht es um Handgriffe, die bestimmte Muskelgruppen ansprechen und damit die Position des Babys stabilisieren. Ziel ist es, dass das Kind durch Unterstützung bestimmte Bewegungen erlernt. Diese Unterstützung wird sukzessive abgebaut, bis es die Bewegung alleine kann. Später geht es dann weniger um Griffe, sondern viel mehr um die Umgebungsgestaltung. Das können Hindernisse am Boden sein oder verschieden hohe Ebenen, auf die das Kind klettern soll. Das lässt sich daheim gut umsetzen. Natürlich gibt es auch noch weitere Konzepte, nach denen in der Physiotherapie gearbeitet wird, etwa Vojta oder Therapie nach Castillo Morales. Es kommt ganz auf den Elterntyp oder auf das Kind selbst an – wir wählen das Konzept, das zur Familie passt. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen spielt in meinem Beruf eine wichtige Rolle. Unser Team besteht aus Ergotherapeuten, Logopäden, Physiotherapeuten und Psychologen. Manchmal braucht es einfach ein weiteres Paar Hände. Und mit Hilfe meiner Kollegen können wir unsere kleinen Patienten umfassend behandeln. Was können Eltern zur Therapie beitragen? In der Therapieeinheit erarbeiten wir gemeinsam Übungen. Die Eltern probieren die Handgriffe selbst aus, um sie zuhause gut umsetzen zu können. Sie sollen verstehen, warum wir was machen und was wir dadurch erreichen möchten. Diese Übungen lassen sich auch gut in den Alltag integrieren, z. B. beim Wickeln oder nach dem Baden. Die Eltern müssen sich nicht extra eine Stunde Zeit nehmen, um mit dem Kind zu trainieren. Aber es ist wichtig, dass sie diese Übungen immer wieder einbauen, denn es bringt nichts, wenn ich das Kind eine Stunde pro Wochen behandle und zuhause nichts passiert. Da stehe ich auf verlorenem Posten. Miras Eltern sind besonders dahinter – sie hat bereits viele Fortschritte gemacht. Mir ist es auch wichtig, dass Eltern die Umgebung kindgerecht und die Therapie spielerisch gestalten. Das ist gewollt und entspricht dem Alltag von Kindern. Sie sollen sich selbst und die Umwelt entdecken. Denn wenn sie Dinge ganz alleine können, macht das auch was mit ihrem Selbstwert. Für mich gibt es nichts Schöneres, als sich Zeit zu nehmen und in Ruhe sein eigenes Kind zu beobachten. Man ist oft überrascht, was der Sprössling schon so alles kann. Bilder: Seiwald