Erste Liebe – viele Fragen zur Verhütung

Wer kennt ihn nicht, den berühmten Dr. Sommer aus der Bravo, der uns im pubertären Alter mit Tipps zu Sex und Verhütung versorgte? Aufklärungsunterricht schwarz und weiß war einst für viele die einzige Möglichkeit, sich über Liebesdinge zu informieren. Vor allem dann, wenn`s bei den eigenen Eltern diesbezüglich an Gesprächsbereitschaft zu einem vermeintlichen Tabu-Thema mangelte.

Traute Zweisamnkeit (Foto: Pixabay)

Die Zeiten haben sich zum Glück geändert, die Gesellschaft ist auch in Sachen Sex offener geworden. Und für Jugendliche gibt`s inzwischen Anlaufstellen, wo in direkten Gesprächen die vielen Fragen zur ersten Liebe und damit zur Verhütung beantwortet werden können. Eine beispielgebende findet sich unter anderem an der Innsbrucker Klinik – die First Love Ambulanz im HNO-Gebäude, Haus 13, im ersten Stock. Ein Team aus jungen Frauenärztinnen und Pflegemitarbeiterinnen stellen Ansprechpartnerinnen und sorgen für eine kompetente Beratung.

Der Ablauf einer Beratung

Die Terminvereinbarung erfolgt telefonisch über die Leitstelle der Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin (Tel. 050 504-230 68). Das Ärzteteam der First-Love-Sprechstunde besteht aus Dr. Sarah Feigl, Dr. Katharina Winkler-Crepaz und Dr. Katharina Feil. Am Termin kommt der /die Jugendliche in die Ambulanz und meldet sich zunächst an der Leitstelle an.  Die kurze Wartezeit wird genutzt, um einen Fragebogen mit persönlichen Daten wie z.B. Risikofaktoren einschließlich bisheriger Erkrankungen (nicht bei anonymer Behandlung) auszufüllen.

Nach der Begrüßung gehen die Expertinnen individuell auf die Fragen der Jugendlichen ein und nehmen sich dabei viel Zeit zum Erklären. Häufig sind es keine konkreten Fragen, die die Jugendlichen in die First Love Ambulanz führen, sondern es besteht der Wunsch nach Erläuterung der unterschiedlichen Verhütungsmethoden, deren Anwendung und Wirksamkeit.  Nach drei Monaten gibt es dann einen Kontrolltermin, um die Verträglichkeit und Zufriedenheit der Methode (z.B. der Pille) zu überwachen.

Ein wichtiger Bestandteil der Beratung ist der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten, sowie die HPV-Impfung, die bis zum 12. Geburtstag gratis und bis zum 15. Geburtstag vergünstigt in Österreich erhältlich ist. Ebenso wird der Ablauf einer frauenärztlichen Untersuchung erläutert und anhand eines Modells demonstriert. Auch die Brust-Selbstuntersuchung wird erklärt. Selten wünschen die Jugendlichen auch direkt eine gynäkologische Untersuchung. Die Untersuchung selbst wird ausführlich erklärt, der Ultraschall kann auf einem Monitor mitverfolgt werden.

Im Anschluss bekommen die Jugendlichen je nach Bedarf Informationsbroschüren, die viele Themen rund um das Erwachsenwerden, den eigenen Körper, Gesundheit und Sexualität ansprechen. Für die weiteren Kontrollen wird den jungen Frauen empfohlen, sich einen niedergelassenen Frauenarzt/Frauenärztin zu suchen.

Klinik-Angebot seit elf Jahren – Hilfe bei der Verhütung

Das Angebot an der Klinik Innsbruck gibt es inzwischen seit elf Jahren und wird laut Dr. Katharina Feil sehr gut angenommen. Auffällig ist, dass es vor allem Mädchen sind, die davon Gebrauch machen. Möglicherweise ein Zeichen dafür, dass sich junge Männer für die Verhütung immer noch nicht zuständig fühlen. Somit liegt die Last der Verhütung großteils bei den Mädchen, die oftmals auch alleine für die Kosten aufkommen.

Das Team der First Love Ambulanz:

Großteils sind es Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren, welche die First Love Ambulanz aufsuchen. Sie kommen vorwiegend aus der Stadt, doch auch niedergelassene Landärzte, denen selbst meist die Zeit für Aufklärungsarbeit fehlt, können Zuweisungen tätigen.
Eine Überweisung ist aber nicht unbedingt notwendig. Jeder kann auch direkt an der Ambulanz einen Termin vereinbaren. Oft bringen die Mädchen auch eine Begleitung mit. Handelt es sich dabei um den Freund, so bleibt dieser freilich meistens vor der Tür sitzen. Hier scheint es nötig zu sein, noch einige Hemmschwellen zu beseitigen. Mädchen aus anderen Kulturkreisen schauen nur sehr selten in der First Love Ambulanz vorbei.

Erstuntersuchungen sind möglich

Angeboten werden in der First Love Ambulanz auch gynäkologische Erstuntersuchungen. Wird dies nicht gewünscht, kann es auch bei Aufklärungsarbeit vor dem ersten Besuch beim Frauenarzt bleiben.

Feil: „Da kommen wir voll und ganz den Wünschen der Besucherinnen nach. Alles ist freiwillig.“

Auch Schulvorträge zum Thema Verhütung finden sich im Programm. Diese werden entweder in einem Seminarraum der Klinik oder aber direkt in den Unterrichtsräumlichkeiten gehalten.

Untersuchungsraum an der Gynäkologischen Endokrinolgoie (Foto: Tirol Kliniken)

Die First Love Ambulanz Beratung ist kostenlos,
also ohne Krankenschein und auf Wunsch auch anonym.
Eine Terminvereinbarung ist vorab nötig, unter der Nummer 050 504-230 68
Die Sprechstunden finden jeden Dienstag und Donnerstag von 13.30 bis 15.00 Uhr statt.
Im 1.Stock der HNO-Klinik (Haus 13), Eingang Anichstraße

Erste Liebe – viele Fragen zur Verhütung
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Von in tirol kliniken