Mit Nahrungs­ergänzungsmittel zur Bikini-Figur

Sommer, Sonne, sexy. Die Publikumszeitschriften und Special Interest Magazine bewegen sich in der Bikini Zone. Tipps und Tricks für Bauch, Beine und Po sind in Mode. Natürlich ist auch die Ernährung Bestandteil der Sommerfigur, denn vermeintlich formt nur das Nahrungsergänzungsmittel mit zusätzlichen Vitaminen und Proteinen Sixpack & CO.  Was ist dran an Nahrungsergänzungsmitteln (NEM)? Sind sie unsere Freunde oder unsere Feinde?

Milliarden Euro Business

Vom Vitaminpräparat über das Pflanzenextrakt bis hin zu Omega-3-Fettsäuren: Jeder dritte Österreicher greift zu NEM  und gibt dafür bis zu 300 Euro im Jahr aus. Deutschland beziffert den  Jahresumsatz mit solchen Präparaten mit 1,2 Milliarden Euro; für Österreich würde dies rund 100 Millionen Euro bedeuten. Stolze sechs Milliarden Euro setzt die NEM-Branche jährlich in Europa um.

Was genau sind NEM?

Nahrungsergänzungsmittel dienen keinesfalls als alleinige Nahrungsquelle
Nahrungsergänzungsmittel dienen keinesfalls als alleinige Nahrungsquelle

NEM sind Lebensmittel. Diese sind im Artikel 2 der EG-Basisverordnung 178/2002, welche die grundlegenden Prinzipien des europäischen Lebensmittelrechts festlegt, als alle Stoffe definiert, die nach vernünftigem Ermessen vom Menschen aufgenommen werden.

Gemeint sind damit Substanzen, die über den Verdauungstrakt in den menschlichen Körper gelangen. NEM bestehen aus Einfach- oder Mehrfachkonzentraten von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung.

Wofür sind NEM bestimmt?

NEM sind zur Ergänzung der normalen (allgemeinen) Ernährung bestimmt. Sie dienen keinesfalls als alleinige Nahrungsquelle. Deshalb können sie eine abwechslungsreiche Kost nicht ersetzen. Unter „normaler Ernährung“ ist die Ernährung eines Gesunden gemeint. Somit können NEM laut ihrer rechtlichen Definition keine Ernährungsmängel ausgleichen, die durch eine ungesunde, einseitige Speisenauswahl entstehen.

Was müssen NEM können?

Diät-Wunder-Pille wird es nie geben.
Diät-Wunder-Pille wird es nie geben.

NEM müssen eine ernährungsspezifische oder physiologische Funktion im menschlichen Körper aufweisen. Im Gegensatz zu Arzneimitteln dienen NEM nicht zur Heilung, Linderung oder Verhütung von menschlichen Krankheiten. Dennoch dürfen sie nicht völlig wirkungslos sein. Die Beurteilung der ernährungsspezifischen bzw. physiologischen Wirksamkeit eines NEM erfolgt entsprechend dem allgemein anerkannten Stand der (Ernährungs-)Wissenschaft.

Machen mich NEM schlank für den Strand?

Nein. Schlank für den Strand oder bei Wunsch weniger gewichtig macht nur eine negative Energiebilanz. Das heißt, wenn der Körper mehr Kalorien verbrennt als er aufnimmt. Die Diät-Wunder-Pille oder das Zusatzprotein-Präparat, das den 15 Jahre alten Neoprenanzug eng anliegen lässt, wird es nie geben.

Veganer aufgepasst

Bei veganer Ernährung fehlen ohne die Zufuhr entsprechender Alternativen, die in tierischen Lebensmitteln enthaltenen Nährstoffe. Daher rät die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) Menschen, die sich vegan ernähren möchten, dauerhaft ein Vitmin-B12-Präparat einzunehmen, gezielt nährstoffdichte Lebensmittel und angereicherte Lebensmittel auszuwählen und auch zu Nährstoffpräparaten zu greifen.

Brauchen alle Sportler NEM?

Antioxidative Supplemente sind für Sportler in den meisten Fällen nicht notwendig
Antioxidative Supplemente sind für Sportler in den meisten Fällen nicht notwendig

Sport führt zu oxidativem Stress und daher ist es notwendig Antioxidantien – am besten in Form von Multivitaminpillen/-pulvern – hochdosiert zuzuführen, vor allem um die Leistungsbereitschaft zu steigern und die Regenerationszeit zu verkürzen. In der Tat ist diese gängige Meinung falsch. Mittlerweile zeigt die wissenschaftliche Datenlage, dass antioxidative Supplemente in den meisten Fällen nicht notwendig sind und sich sogar negativ auf den Trainingseffekt auswirken.

Das heißt, wenn kein Mangel an Makro- und Mikronährstoffen besteht – was bei gesunden Sportlern in der Regel der Fall ist – sollten keine Antioxidantien gegeben werden. Denn das körpereigene antioxdidative Enzymsystem wirkt der Überproduktion von Sauerstoffradikalen, das bei sportlicher Aktivität entstehen kann, entgegen. Hohe Dosierungen von Supplementen wie Vitamin E und C stören den natürlichen Anpassungsprozess des Körpers und können zu einem Ungleichgewicht führen.

Risiken von NEM

Eine Supplementierung im Hochdosisbereich bringt nichts, möglicherweise schadet sie sogar
Eine Supplementierung im Hochdosisbereich bringt nichts, möglicherweise schadet sie sogar

Die Studienlage ist heute so gut, dass man weiß: Eine Supplementierung im Hochdosisbereich bringt nichts, möglicherweise schadet sie sogar. Neue Studien beweisen beschleunigtes Krebswachstum durch hochdosierte Vitamin A, E und Betacarotin Präparate, mitunter fördern sie Krankheiten und steigern das Sterberisiko. Während junge, gesunde, gut ernährte Menschen Vitaminpillen ohnehin nicht brauchen, müssen ältere, chronisch kranke sowie durch das Rauchen vorgeschädigte Personen damit rechnen, ihre Befindlichkeit weiter zu verschlechtern – also just Leute, von denen man dachte, dass speziell sie solche Stoffe benötigen. Antioxidantien werden dann Selbst zu Radikalen. Sie wandeln sich von anti- zu prooxidativ, das System kippt.

Tipps im Umgang mit NEM

Eine gesunde Ernährung (ausgeglichene Energiebilanz, Fettsäuren, Protein- und Mikronährstoffaufnahme) machen die Zunahme von NEM obsolet. Denn eine Mangelversorgung an Vitaminen ist selten. Außer bei Veganern, die zu wenig B-Vitamine aus natürlichen Quellen beziehen oder bei Sportlern bei Höhentraining und extremer Belastung (Race across America). Bei älteren Personen, die sich kaum im Freien aufhalten, können Engpässe bei Vitamin D auftreten. In solchen Fällen kann – medizinisch geprüft – eine zusätzliche Ergänzung sinnvoll sein.

Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der Expertin Univ.-Doz. Dr. Dr. MPH Barbara Prüller-Strasser, M.Sc. Danke dafür.

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Von in tirol kliniken